N. 4 - Die Wirtschaft der Autonomen Provinzen Trient und Bozen (versione in tedesco)Jahresbericht

Im Jahr 2021 holte die Wirtschaft in den autonomen Provinzen Trient und Bozen beträchtlich auf. Nach den Schätzungen des Statistikamtes der autonomen Provinz Trient (ISPAT) stieg das Trentiner BIP um 6,9 Prozent in realen Werten im Vergleich zu 2020; in der Provinz Bozen betrug das Wachstum laut Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen 5,5 Prozent (6,6 Prozent im italienischen Mittelwert).

Im Jahr 2021 lag das reale BIP im Trentino um knapp 3 Prozent und in Südtirol um knapp 4 Prozent unter dem Stand von 2019 (die Datenquelle für 2019 ist ISPAT für die Provinz Trient und Istat für die Provinz Bozen); ausschlaggebend hierfür war vor allem das touristische Gästeaufkommen, insbesondere aus dem Ausland, das nicht auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehrte.

Die starke Zunahme der Energiekosten, die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Beschaffung einiger Vorprodukte und die große Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg führten zu einer beträchtlichen Senkung der Wachstumsaussichten für das laufende Jahr. Jüngsten Schätzungen zufolge wird das BIP um wenig mehr als 3 Prozent steigen, ein Wachstum, das zwar über dem nationalen Durchschnitt läge, aber um fast zwei Prozentpunkte geringer wäre als noch Ende 2021 prognostiziert. Die Wirtschaftsstruktur der autonomen Provinzen - die begrenzte direkte Beziehungen zu den in den Krieg involvierten Gebieten unterhält, die weniger stark auf energieintensive Produktionen ausgerichtet ist, vor allem in der Provinz Bozen, und die sich durch stabilere Finanzbedingungen von Familien und Unternehmen auszeichnet - zeigt in dieser Phase mehr Resilienz bei der Bewältigung des gegenwärtigen Schocks als der nationale Durchschnitt.

Die Unternehmen

Der Aufschwung im Vorjahr erfasste alle Wirtschaftssektoren mit Ausnahme des Tourismus. Industrie und Bauwesen kehrten voll und ganz auf den Tätigkeitsstand von 2019 zurück; insbesondere der Bausektor profitierte von den staatlichen Anreizen und der deutlichen Zunahme der Immobiliengeschäfte. Die Prognosen für die Industrie für das laufende Jahr werden jedoch durch die jüngste Verteuerung der Energiegüter und der anderen importierten Vorprodukte beeinflusst, die bereits 2021 eine beträchtliche Steigerung der Gesamtkosten verursacht hatten. Der Dienstleistungssektor erfuhr ein geringeres Wachstum und stand unter dem negativen Einfluss der ausgefallenen Wintersaison 2020-21, die sowohl im Trentino, als auch in Südtirol eine drastische Verringerung der Übernachtungszahlen bewirkte.

Die Kapitalakkumulation intensivierte sich im Laufe des Jahres und führte zu einer erhöhten Kreditnachfrage seitens der Unternehmen; die Ausleihungen an die Wirtschaft beschleunigten in beiden Provinzen, insbesondere an die mittleren-großen Unternehmen. Die Entwicklung der Finanzierungen profitierte weiterhin von den Stützungsmaßnahmen im Kreditsektor, insbesondere in Form von Absicherungen durch die öffentliche Hand; mit dem Wiederaufschwung der Wirtschaft verringerte sich der Anteil der Ausleihungen mit Zahlungsaufschüben deutlich. Die zu Beginn der Pandemie beobachtete starke Zunahme der Verschuldung scheint insgesamt die Wirtschafts- und Finanzlage der Unternehmen nicht geschwächt zu haben; im Laufe des Jahres 2020 steigerten die Betriebe - insbesondere jene, die Zugang zu Ausleihungen mit Absicherung durch die öffentliche Hand erhielten - ihre flüssigen Mittel, verlängerten die Zahlungsziele und verringerten den Anteil der Finanzierungskosten.

Der Arbeitsmarkt und die privaten Haushalte

2021 verzeichneten die Arbeitsmärkte der beiden Provinzen unterschiedliche Entwicklungen. Die Beschäftigung wuchs im Trentino intensiver als im nationalen Durchschnitt, wodurch der starke Rückgang des Vorjahres ausgeglichen wurde; die steigende Nachfrage bewirkte eine Verringerung der Arbeitslosenzahl und eine Zunahme der Erwerbsquote, vor allem bei den Frauen. Die Entwicklungen in Südtirol wurden durch die ausgeprägte Abnahme der Beschäftigung im ersten Quartal negativ beeinflusst, die im Jahresdurchschnitt einen Rückgang der Beschäftigungsquote, eine Zunahme der Arbeitslosenzahl und eine Verringerung der Beteiligung am Arbeitsmarkt bewirkte. In beiden Provinzen war seit dem Frühjahr eine starke Zunahme der abhängigen Arbeitsplätze zu verzeichnen, insbesondere mit befristeten Verträgen; die Zunahme der Aktivierung neuer Verträge setzte sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres fort.

Der Konsum der privaten Haushalte stieg im Rahmen des gewachsenen Vertrauens; letzteres erfuhr jedoch in den ersten Monaten 2022 im Zusammenhang mit den geopolitischen Spannungen und der starken Zunahme der Verbraucherpreise, die in beiden Provinzen über dem nationalen Durchschnitt lag, einen beträchtlichen Schwund.

Ende 2021 hatten die Ausleihungen an die privaten Haushalte stark beschleunigt; sie profitierten dabei auch von der Zunahme des Konsumkredits, der sich in der akuten Phase der Pandemie verringert hatte. Die starke Expansion der Darlehen für den Erwerb von Wohnungseigentum setzte sich fort, vor allem in der festverzinslichen Komponente, begünstigt durch weiterhin entspannte Angebotsbedingungen.

Der Kreditmarkt

2021 verzeichnete die Kreditvergabe an den nichtfinanziellen Privatsektor ein beträchtliches Wachstum; in beiden Provinzen war die Zunahme bei den nicht lokalen Banken größer, analog zu den vor der Pandemie verzeichneten Entwicklungen.

Die Bonitätsverschlechterungsrate blieb unverändert traditionell niedrig, auch dank der öffentlichen Maßnahmen zugunsten von privaten Haushalten und Unternehmen. Die Erwartungsindikatoren bezogen auf den Anteil der vertragsgemäß bedienten Ausleihungen, bei dem die Banken eine signifikante Zunahme des Risikos sehen, lagen in beiden Provinzen weiterhin unter dem nationalen Mittelwert.

Das dezentralisierte öffentliche Finanzwesen

2021 stiegen die laufenden Ausgaben der Gebietskörperschaften in beiden Provinzen, angetrieben durch die Mehrkosten im Gesundheitswesen, durch die Transferzahlungen an private Haushalte und Unternehmen zur Bekämpfung der Auswirkungen der pandemiebedingten Krise und durch die Wiederaufnahme einiger öffentlicher Dienste, die 2020 aufgrund des Lockdowns teilweise oder vollständig ausgesetzt worden waren. Die Investitionsausgaben - die im nationalen Durchschnitt stark anstiegen - verringerten sich im Trentino aufgrund der geringeren Transferzahlungen an private Wirtschaftsteilnehmer und nahmen in Südtirol dank höherer Investitionszuschüsse des Landes zugunsten anderer Lokalkörperschaften leicht zu.

Die Einnahmen profitierten vom beträchtlichen Wiederaufschwung der Wirtschaftstätigkeit sowie von den staatlichen Transferzahlungen zur Eindämmung der negativen Auswirkungen der Pandemie. In den nächsten Jahren werden die Gebietskörperschaften in den Genuss höherer Mittel für die Investitionstätigkeit kommen, die in den letzten drei Jahren schwach war; diese zusätzlichen Mittel stammen aus dem nationalen Aufbau- und Resilienzplan (PNRR) sowie aus den hohen vorhandenen Haushaltsüberschüssen. Weitere Mittel werden auch dank der im November 2021 geschlossenen, neuen Vereinbarung zwischen Region, autonomen Provinzen und Staat verfügbar sein, die eine deutliche Verringerung des Beitrags zur Sanierung des Staatshaushalts gewährleistet.

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