2018 verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt der autonomen Provinzen Trient und Bozen eine Zunahme, die mit knapp 1 Prozent leicht über dem nationalen Durchschnitt lag (Quelle Prometeia). In beiden Provinzen wurde diese Entwicklung durch den Anstieg des Konsums, der Investitionen und der lokalen öffentlichen Ausgaben (insbesondere auf Kapitalkonto) getragen. Die Auslandsnachfrage nahm weiter zu, wenn auch langsamer als im Vorjahr.
Die Unternehmen
In der Provinz Trient wuchs der Umsatz der Industrie ähnlich stark wie 2017 und profitierte von der steigenden Inlands- und Auslandsnachfrage. Auch die Tätigkeiten im Bauwesen zogen erneut leicht an, sind aber noch lange nicht wieder auf dem Stand von vor zehn Jahren. In der Provinz Bozen stand die Industrie – die einen hohen Anteil ihres Umsatzes aus dem Export bezieht und seit Beginn des Jahrzehnts stark gewachsen war – unter dem Einfluss der beträchtlich gebremsten Auslandsverkäufe im Zusammenhang mit den jüngsten Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft. Das Bauwesen hingegen expandierte weiter und setzte damit seine Entwicklung der letzten vier Jahre fort. In beiden Provinzen profitierte der Dienstleistungsbereich vom neuen Wachstum des Konsums der privaten Haushalte und der touristischen Übernachtungszahlen, die eine wichtige Stütze für die Entwicklung des BIP sind. So zeichnen sich die Unternehmen der Tourismusbranche (vor allem in Südtirol) durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität aus, auch im Vergleich zu den anderen Regionen des Alpenraumes.
Die Nettoertragskraft der Unternehmen festigte sich und profitierte von der weiteren Verringerung der Finanzierungskosten. Die Investitionstätigkeit stieg sowohl im Trentino – wo sie erst seit 2017 wieder zu wachsen begann – als auch, mit größerer Intensität, in Südtirol. Auch die Ausleihungen an die Trentiner Wirtschaft nahmen zu, wobei jedoch die Steigerung lediglich auf die größeren Unternehmen zurückzuführen war, während die Kredite an die kleineren Betriebe weiterhin sanken, wenn auch weniger stark als 2017. Die Ausleihungen an die Südtiroler Unternehmen stiegen weiter an, angetrieben von den mittleren-großen Unternehmen.
Der Arbeitsmarkt und die privaten Haushalte
Die Arbeitsmarktbedingungen verbesserten sich weiter und setzten damit die positiven Entwicklungen der letzten zehn Jahre fort. Von 2009 bis 2017 ging die Zunahme der Beschäftigung jedoch mit einer Steigerung des Prozentsatzes von Arbeitskräften mit einem befristeten Arbeitsvertrag einher, deren Anteil insbesondere im Trentino deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegt. Die zunehmende Nachfrage am Arbeitsmarkt in Sektoren, die eine geringe berufliche Qualifikation erfordern (wie Landwirtschaft und Tourismus), trug außerdem dazu bei, dass weniger junge Menschen das tertiäre Bildungsangebot in Anspruch nahmen. Die Abwanderung von Hochschulabgängern ins Ausland bleibt unvermindert hoch, insbesondere in Südtirol.
2018 wirkte sich auf die Kreditvergabe an private Haushalte im Trentino die Verlangsamung bei den Darlehen für den Erwerb von Wohnungseigentum aus. In der Provinz Bozen war die Erhöhung der Finanzierungen stärker ausgeprägt als im Vorjahr, was in erster Linie auf die beträchtliche Zunahme der Wohnungsbaudarlehen zurückzuführen ist. In beiden Provinzen verlangsamten die Vorgänge zur Übertragung und Ersetzung, die im Zweijahreszeitraum 2015-16 besonders häufig waren und die positive Auswirkungen auf die Vertretbarkeit der Verschuldung der privaten Haushalte gehabt hatten.
Der Kreditmarkt
2018 verzeichneten die Ausleihungen der Banken an den nichtfinanziellen Privatsektor eine Verlangsamung in der Provinz Trient und eine erneute Beschleunigung in der Provinz Bozen. In Südtirol setzte sich die expansive Entwicklung der Raiffeisenkassen fort, mit einem ähnlichen Wachstumsrhythmus wie ihn auch die anderen Banken verzeichneten. In beiden Provinzen verbesserte sich die Kreditqualität weiter. Der Bestand an notleidenden Krediten – der im Trentino in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen war – ging stark zurück, auch aufgrund relevanter Vorgänge zur Abtretung fauler Kredite. Das Einlagengeschäft nahm nochmals leicht zu; infolge des Aufschwungs der Investitionstätigkeiten sanken die Einlagen der Unternehmen (die in den letzten Jahren stark gewachsen waren) im Trentino und verzeichneten einen bescheidenen Zuwachs in Südtirol.
Die Veränderungen auf dem Kreditmarkt von 2013 bis 2017
Seit 2013 gab es im regionalen Kreditwesen wichtige Veränderungen. Die Banken mit Geschäftssitz außerhalb der Region gewannen Marktanteile vor allem in der Provinz Trient. Die Trentiner Genossenschaftsbanken wurden weniger. Die zahlreichen Fusionen zwischen Genossenschaftsbanken, die zur Stärkung der Lokalbanken beitrugen, gingen mit einer bescheidenen Verringerung der Kreditvergabe an die Wirtschaft einher. Im gleichen Zeitraum hielten die Raiffeisenkassen in Südtirol ihren Marktanteil; das Südtiroler Bankenwesen hat dadurch unverminderten Lokalcharakter.
Das dezentralisierte öffentliche Finanzwesen
In beiden Provinzen verzeichneten 2018 die Primärausgaben der Gebietskörperschaften eine deutliche Erhöhung, angetrieben durch den Zuwachs bei den Ausgaben auf Kapitalkonto, die in den Vorjahren einen beträchtlichen Rückgang registriert hatten. Einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisteten der Wegfall der Einschränkungen des Stabilitätspaktes sowie, in geringerem Umfang, die Beschleunigung bei der Umsetzung von EU-Programmen. Die Einnahmen stiegen sowohl im Trentino als auch in Südtirol. Die Gemeinden beider Provinzen zeigten eine zufriedenstellende Fähigkeit zur Eintreibung der Einnahmen, insbesondere der eigenen. Die Trentiner Gebietskörperschaften verzeichneten insgesamt ein geringes Haushaltsdefizit (das auf die autonome Provinz zurückzuführen ist). Keine lokale Verwaltungsbehörde in Südtirol registrierte ein Defizit.