N. 4 - Die Wirtschaft der Autonomen Provinzen Trient und Bozen (versione in tedesco)Rapporto annuale

2016 zog die Wirtschaft in der Provinz Trient nach einer lang anhaltenden Konjunkturschwäche (von 2007 bis 2015 sank das BIP um 2,4 Prozent) leicht an. Dem Aufschwung im Dienstleistungsbereich, insbesondere im Tourismus und im Handel, standen jedoch erneute Schwierigkeiten in Industrie und Bauwesen gegenüber. Die wirtschaftlichen Entwicklungen in Südtirol waren deutlich besser und konsolidierten das hohe Wachstum, das im letzten Jahrzehnt zu verzeichnen war (das BIP stieg von 2007-2015 um 7,6 Prozent). Die Expansion betraf alle Sektoren und wurde weiterhin von der Auslandsnachfrage und dem Tourismus angetrieben.

Die Unternehmen

In der Provinz Trient sank der Umsatz der Industrie aufgrund der rückläufigen Exporte. Dieser Rückgang spiegelt die strukturellen Schwierigkeiten bei der internationalen Aufstellung der Trentiner Wirtschaft wider, der es in den letzten Jahren nicht gelang, mit der Nachfrage der Absatzmärkte Schritt zu halten. Die Schwierigkeiten im Bauwesen hielten weiter an. Dynamischer hingegen war die Entwicklung im Tourismus – sowohl bei der nationalen, als auch bei der ausländischen Komponente – und im Handel, der seinen Aufschwung dem sich erholenden Inlandskonsum verdankte. Zusätzliche positive Signale kamen von der zunehmenden Verbesserung der Finanzstruktur der Unternehmen, die insgesamt ihre Eigenkapitalausstattung stärken und die Verschuldung, insbesondere die kurzfristige Verschuldung verringern konnten. Aufgrund der hohen Liquidität der Betriebe und der geringen Investitionstätigkeit blieben die Ausleihungen der Banken im Wesentlichen stabil.

In Südtirol konnte die Industrie vom Wachstum der Exporte profitieren, die seit 2010 stärker stiegen als die Nachfrage der Bestimmungsländer und auch kleinere Sektoren und neue geographische Zielgebiete betrafen. Die Tätigkeiten im Bauwesen nahmen zu. Dem tertiären Sektor kam die erneute Steigerung der Übernachtungszahlen zugute, die sich auch im Handel niederschlug. Wie im Trentino, war auch in Südtirol eine erneute Verbesserung der Wirtschafts- und Finanzlage der Unternehmen zu verzeichnen, die ihre Eigenkapitalausstattung beträchtlich stärken konnten. Die besseren Eigenfinanzierungskapazitäten und die höhere Liquidität der kapitalkräftigeren Unternehmen bewirkten eine Kapitalakkumulation und geringere Inanspruchnahme der Bankverschuldung.

Der Arbeitsmarkt

In der Provinz Trient war die Beschäftigungslage weiterhin stabil. Die Anzahl der Beschäftigten nahm leicht ab, auch aufgrund des Rückgangs der Anzahl der älteren Beschäftigten. Die Beschäftigtenquote der 15- bis 64jährigen blieb auf dem Stand des Vorjahres, wie auch die Anzahl der Arbeitssuchenden. In der Provinz Bozen nahm die Anzahl der Beschäftigten zu, insbesondere im Bauwesen und in den touristischen Dienstleistungen. Durch größere Beteiligung am Arbeitsmarkt blieb die Arbeitslosenrate unverändert. In beiden Provinzen ging die Entwicklung wieder in Richtung Einstellungen mit befristeten Vertragsformen, was auf eine Verringerung der Beitragsbefreiung für unbefristete Einstellungen zurückzuführen ist.

Die privaten Haushalte

Nach den Schätzungen von Prometeia setzte sich 2016 die Zunahme des Konsums der privaten Haushalte in der Region fort, die bereits in den zwei Vorjahren verzeichnet wurde, gestützt durch die besseren Einkommenserwartungen und die günstigen Kreditbedingungen. Das verfügbare Einkommen stieg weiter an, u.a. als Folge der Zunahme des Nettostundenlohns und, vor allem, der gearbeiteten Stunden. Bei gleicher Qualifikation des Arbeitnehmers und gleicher Beschaffenheit des Unternehmens, liegen die Löhne im Trentino und, insbesondere, in Südtirol über dem nationalen Mittelwert. 2016 gab es, analog zu Gesamtitalien, auch im Trentino einen Wiederaufschwung des Wohnungsmarktes; in der Provinz Bozen wurden die bereits 2015 erkennbaren positiven Signale deutlicher.

Im Vergleich zum nationalen Durchschnitt konsumieren die privaten Haushalte im Trentino und in Südtirol mehr, sie bewerten ihre Finanzlage besser und haben ein größeres Sach- und Geldvermögen zusammengetragen. Einkommen und Vermögen sind außerdem gleichmäßiger verteilt und es gibt deshalb weniger Armut. Diese Merkmale spiegeln sich in einem besseren Zugang zum Kreditmarkt wider, der in den letzten Jahren ein starkes Wachstum sowohl der Darlehen für den Erwerb von Wohnungseigentum, als auch des Konsumkredits verzeichnete.

Der Kreditmarkt

2016 setzte sich die Umgestaltung des Bankenwesens in den beiden autonomen Provinzen fort, mit einer Verringerung der Schalterstellen und, in der Provinz Trient, auch der Banken infolge einiger Fusionen zwischen Genossenschaftsbanken. In beiden Provinzen nahmen die Ausleihungen an den nichtfinanziellen Privatsektor zu. Im Trentino wurde diese Expansion von den Kreditinstituten mit Geschäftssitz außerhalb der Provinz bestimmt, während die Ausleihungen der Genossenschaftsbanken erneut rückläufig waren. In Südtirol hingegen wurde die Steigerung bei der Kreditvergabe von den Raiffeisenkassen angetrieben. In beiden Provinzen verbesserte sich die Kreditqualität sowohl bei den privaten Haushalten, als auch bei den Unternehmen. Der ausgeprägte Rückgang bei den Wertberichtigungen auf Forderungen (die in den letzten Jahren besonders hoch waren) und die Einsparungen bei den operativen Kosten führten zu einem deutlichen Rückgang der von den Trentiner Genossenschaftsbanken verzeichneten Verluste (ohne Cassa Centrale Banca). Die Raiffeisenkassen (abzüglich Raiffeisen Landesbank) konnten dank der verringerten Wertberichtigungen auf Forderungen, als Folge der erneuten Verbesserung der Kreditqualität, ihr Bruttoergebnis weiter steigern.

Das öffentliche Finanzwesen

Im Dreijahreszeitraum 2013-15 sanken die laufenden Ausgaben der lokalen Verwaltungsbehörden in der Provinz Trient und stiegen in der Provinz Bozen. Diese Entwicklungen spiegelten teilweise die Entwicklung der Personalkosten wider. Die Investitionsausgaben waren in beiden Provinzen weiterhin rückläufig, lagen aber im Vergleich zu den anderen Regionen mit Sonderstatut immer noch auf einem hohen Niveau. Die laufenden Einnahmen sanken im Trentino und stiegen in Südtirol, – nach den Grundsätzen der Autonomie – auch aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Verschuldung nahm weiter ab und konnte in der Provinz Trient unter Bezugnahme auf die Lokalkörperschaften fast vollständig abgebaut werden.

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